NBA 2K23 [PlayStation5 – Review]

Casino-Simulation oder Basketball-Sim?

2K und Visual Concepts schafften etwas, was nicht vielen anderen Publishern und Studios gelungen ist. Sie drängten nämlich Electronic Arts in einem Sport-Genre vom Thron und sorgten mit ihrer „NBA 2K“-Reihe dafür, dass die Basketball-Spiele von EA Sports mittlerweile der Vergangenheit angehören.

Das gelang vor allem mit einer astreinen Spielbarkeit, aber auch die Inszenierung der Titel war immer auf einem sehr hohen Niveau. In den letzten Jahren bröckelte die Fassade der Reihe aber gehörig, da man als User*in das Gefühl hatte, es stünden eher Mikrotransaktionen im Mittelpunkt und nicht mehr das Spiel selbst.

Das ist eben der Nachteil, wenn man als Platzhirsch das Sagen hat und keine Konkurrenz mehr fürchten muss. Umso spannender ist auch beim diesjährigen Ableger mal wieder die Frage, was sich 2K und Visual Concepts ausgedacht haben, um die Spieler*innen abzuzocken…äh…zu unterhalten und ob es sonderlich viele Neuerungen gibt, die einen Kauf von „NBA 2K23“ rechtfertigen.

Alte Bekannte!

In Sachen Modi und Spielarten gibt sich „NBA 2K23“ wenig experimentierfreudig und bietet das gewohnte Einerlei eines Sportspiels. Schnelle Partien, Liga-Modus in der NBA oder WNBA oder die berühmt-berüchtige FUT-Variante myTeam warten auf den Käufer beziehungsweise die Käuferin. Nicht neu, aber wieder zurückgekehrt sind die Jordan Challenges, in denen man 15 Spiele beziehungsweise Situationen nacherleben kann, die die Karriere von Michael Jordan geprägt haben. Egal ob erstes College-Finale oder ein wegbereitendes Spiel in der NBA…hier geht vor allen Nostalgikern ein Herz auf. Unterstrichen wird dieser Retro-Faktor dann auch noch von einer damals zeitgemäßen Präsentation, so sehen die frühen Spiele dank Filter auch wirklich altbacken aus. 

In eine ähnliche Richtung geht auch der neue Modus MyNBA Eras, in dem ihr an verschiedenen Punkten der NBA neue Wege bestreiten könnt. So wählt ihr zunächst aus einer Zeitepoche, unterteilt nach Jahrzehnten seit den 80er Jahren und könnt dort dann verschiedene Parameter festlegen. Wollt ihr lediglich ein Finale zwischen zwei bestimmten Clubs simulieren? Kein Problem. Oder eine Saison ohne Kobe Bryant und seine Lakers spielen? Geht auch. Hier sind euch kaum Grenzen gesetzt und der Modus lässt euch verschiedene Möglichkeiten durchspielen.

 

 

Ich mach Karriere!

Dreh- und Angelpunkt von „NBA 2K23“ ist aber wieder einmal der reguläre Karrieremodus, in dem ihr euren Wunschspieler erstellt und mit diesem eine vorgegeben Geschichte nacherleben könnt. Während es hier durchaus schon mal recht coole Stories gab, ist die Handlung auch in diesem Jahr mal wieder mehr Cringe und so begegnet ihr unzähligen Unsympathen, Möchtegern-Posern und Pseudo-Coolen. 

Unterstrichen wird die Ideenlosigkeit in diesem Modus auch in diesem Jahr mit der frei begehbaren Stadt. Im Vorfeld betonte 2K noch die Besserungen, die man an dieser – zumindest auf PS5 und XBS – vorgenommen hätte, davon ist aber in der Praxis nichts zu merken. Noch immer geht es hier vorwiegend darum, seine teuer verdienten Münzen in allerlei Shops von Marken wie Nike, Adidas oder New Era auszugeben oder sich mit Tattoos zu verschönern. Ja, Einrichtungen wie das Gym oder die Plätze auf denen man mit anderen User*innen Bälle werfen kann, bringen auch spielerisch was, sind dann aber oft mit Werbung zugepflastert. 

Der Abschuss sind hier aber die Läden für Skateboards oder Räder, um sich in der Stadt schneller fortbewegen zu können. Zwar gibt es nun auch Metro-Stationen, aber das Lauftempo eurer Figur animiert zum Einschlafen und so muss man notgedrungen früher oder später Geld für einen fahrbaren Untersatz ausgeben. 

Auf dem Feld top, ansonsten pfui!

Zum Großteil liest sich dieser Test wirklich wie der von „NBA 2K22“ und auch in technischer Hinsicht könnte man hier den Absatz aus dem vergangenen Jahr übernehmen. So bleibt „NBA 2K23“ auf dem Spielfeld immer noch Genre-Referenz und begeistert mit seinen Animationen, den vielen Details und Effekten wie den Spiegelungen auf dem Court oder der fernsehreifen Inszenierung.

Doch dann kommt man wieder in eine der vielen Zwischensequenzen und muss sich doch stark wundern. Die Gesichter sind zwar mittlerweile besser animiert, sehen gerade aber bei den selbsterstellten Figuren erheblich schlechter aus. Das Laufen der Figur wirkt immer noch so als hätte sie ein Korsett an und irgendwie ein Problem mit dem Nacken.

Während die Spiele flott und geschmeidig laufen, ist die City im Karrieremodus mal wieder eine Frechheit. Durch die ständige Online-Anbindung ploppen immer wieder andere Spieler*innen ins Bild, die Framerate fällt ins Bodenlose.

Großartig hingegen ist mal wieder die musikalische Untermalung durch richtig gute Hip Hop-Beats, auch die Kommentatoren und Sprecher machen einen tollen Job. Ach ja…wie oben schon geschrieben sind die „Retro-Spiele“ in der Jordan Challenge und dem Äras-Modus mit Hilfe von passenden Filtern auf alt getrimmt und lassen so auch eine zeitgemäße Stimmung aufkommen. Das haben die Jungs und Mädels von Visual Concepts schon gut gemacht.

 

  • Inhalt
  • Grafik
  • Gameplay
  • Spielspaß
3.6

FAZIT: Wenig Innovation, viel altbekannte Probleme

Auch wenn ich spielerisch mit „NBA 2K23“ meinen Spaß habe, nervt mich die vorherrschende Ideenlosigkeit gehörig. Neue Modi wie MyNBA-Eras sind schön und gut, aber das Herzstück ist und bleibt der Karrieremodus. Zwar ist die Story nicht so fürchterlich wie im vergangenen Jahr, dennoch ist mein Spieler von solch unsympathischen Menschen umgeben, die einem einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen. Das alles wird noch dadurch unterstrichen, dass einen die Fans des gewählten Teams anfangs zum Hass-Objekt Nummer 1 auserkoren haben. Was ich außerdem vermisse, sind Team-basierte Quests. Hier steht einzig und allein euer eigener Charakter im Mittelpunkt…da hat jemand das Wort „Team“ nicht so ganz verstanden.

Das größte Problem ist in diesem Modus aber wieder mal diese seltsame Open World. Technisch eine Zumutung und inhaltlich vor allem mit Shops gefüllt, nerven auch hier wieder die lahmen Fortbewegungsmittel. Selbst auf dem Skateboard braucht man eine gefühlte Ewigkeit von Punkt A nach B, außerdem steuert es sich nicht gut. Und dann ist die Stadt auch noch so unübersichtlich…vielleicht sollte man einfach wieder auf ein kleines, überschaubares Viertel wechseln?

Zu guter Letzt kommen wir noch zu den Mikrotransaktionen in „NBA 2K23“. Solltet ihr auf einem hohen Schwierigkeitsgrad den Anspruch haben, einen guten Spieler aufzubauen, müsst ihr fast zwangsweise Echtgeld oder eben verdammt viel Zeit investieren. Denn verbessern könnt ihr die Figur nur durch den Kauf von weiteren Attributspunkten, und diese kosten virtuelle Währung.    

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Christian Suessmeier
Über Christian Suessmeier 3855 Artikel
Nachdem ich schon in jungen Jahren Prinzessinnen aus den Klauen bösartiger Reptilien rettete und mich mit einem kleinen Raumschiff durch das Weltall ballerte, ließ mich die Faszination Videospiele nicht mehr los. Besonders japanische Spiele haben es mir angetan, außerdem war ich auch immer ein großer Fan von spezielleren Konsolen wie dem Sega Saturn. Ein Herz für Außenseiter quasi! In Sachen Spielen verehre ich die "Yakuza"-Reihe, mag filmische Abenteuer wie "The Last of Us" und absolviere gerne mal eine Partie "PES" zwischendurch. Ansonsten schlägt mein Herz aber auch für den japanischen Film, Regisseure wie Shion Sono, Shinya Tsukamoto oder Takeshi Kitano sind einfach Gold wert. Weiterhin investiere ich meine Zeit aber auch gerne in Comics und dem kreativen Arbeiten(Schreiben, Zeichnen...).

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