Need for Speed Unbound [PlayStation5 – Review]

Verfolgungsjagden, Tuning, Edel-Flitzer…

Die „Need for Speed“-Reihe hat in ihrer 28-jährigen Geschichte schon so einiges miterleben müssen. Denn EAs Experimentierfreude mit der Reihe brachte viele Vorzeige-Racer wie „Need for Speed Underground“ oder „Need for Speed Hot Pursuit“ hervor, aber eben auch mindestens genau so viel mittelmäßige Ware von der Stange. 

So standen die Spiele Anfang der 2000er klar im Zeichen des Tuning-Hypes rund um „The Fast & The Furious“, mit „Pro Street“ und „Shift“ wollte man dann auch in Sim-Gefilden wildern. Aber auch Multiplayer-Experimente, Story-getriebene Rennspiele und „Tuning-Teile aus der Lootbox“-Unsinn hatte „Need for Speed“ in den letzten Jahren zu bieten und sah sich so oft großer Kritik ausgesetzt.

Doch seit dem Remaster von „Hot Pursuit“ im Jahr 2020 sitzen wieder die Damen und Herren von Criterion Games hinter dem Lenkrad und wollen ihre langjährige Erfahrung in Sachen spaßiger Arcade-Racer auf die Straße bringen. Mit „Need for Speed Unbound“ ist nun der aktuellste Teil der Reihe erschienen, der vor allem in Sachen Optik einiges Neues mit sich bringt. Ob man auch in Sachen Gameplay ein paar revolutionäre Ideen erwarten kann, lest ihr in unserem Test.

Belogen und betrogen!

Stories in Rennspielen sind ja immer so eine Sache, aber probieren wir es mal…in der Rolle einer selbsterstellten Figur schraubt ihr zusammen mit eurer besten Freundin Yaz an eurem neuen Auto herum und versucht euch einen Namen in der Straßenrennen-Szene von Lakeshore zu machen. Nach einem verheißungsvollen Start werdet ihr als aufstrebender Star aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Yaz betrügt euch, klaut euer Auto und raubt zusammen mit anderen Streetracern die Werkstatt von Rydell, eurem Lehrmeister, komplett aus.

In den Folgejahren wird Lakeshore offiziell zu einer Straßenrennen-freien Stadt und ihr selbst verdient euch eure Brötchen als Kurier- und Taxifahrer. Dabei trefft ihr eines Tages auf Tess, die Verbindungen zur Streetracer-Szene hat, welche sich mittlerweile in den Untergrund verzogen hat. Bei einem Treffen dieser, taucht plötzlich aber auch Yaz wieder auf – und das auch noch in eurem Auto, das sie damals gestohlen hat.

Das alles ist für eure Figur Ansporn genug, wieder in die Szene einzusteigen und am „The Grand“ teilzunehmen, einem mehrwöchigen Event. Also…einsteigen und Gas geben! Aber Anschnallen bitte nicht vergessen!

 

 

Eine Woche Arbeit

Wie auch schon der Großteil der vergangenen „Need for Speed“-Teile, bietet euch auch „Unbound“ mit Lakeshore eine fiktive Großstadt in den USA zum Durchrasen an. Während ihr aber in den anderen Teilen einfach nur bestimmte Punkte angefahren habt, um dort die Rennen zu starten, ist die Struktur hier etwas anders.

Denn ihr müsst euch für das große Renn-Event „The Grand“ erst einmal qualifizieren und euch so über vier Wochen hinweg darauf vorbereiten. So könnt ihr sowohl tagsüber als auch in der Nacht Rennen fahren und verdient dort das nötige Kleingeld, um dann am Wochenende an den großen Qualifikationsrennen teilnehmen zu können. Denn um dort mitfahren zu können, müsst ihr immer auch eine gewisse Teilnahmegebühr zahlen.

Aber auch die Stufe eures Autos ist entscheidend über den Start bei der Qualifikation. Denn natürlich könnt ihr nicht mit eurem Wagen von der Stange dort antreten. Gewonnenes Kleingeld solltet ihr also auch ins Tuning stecken, wobei hier „Need for Speed Unbound“ klassische Elemente bietet. Neue Räder aufziehen, ein besseres Getriebe oder Chip-Tuning…im Handumdrehen habt ihr euren Flitzer ein paar PS schneller gemacht.

Natürlich ist auch viel optisches Tuning möglich. Neuer Lack, schicke Folierung oder ein bulliges Bodykit…auch hier kann man ein bißchen Zeit mit dem Spiel verbringen und eines der zahlreichen Autos verschönern.

Insgesamt könnt ihr übrigens aus rund 140 Fahrzeugen wählen. Darunter neben Luxus-Flitzern von Lamborghini oder Ferrari auch klassische Nippon-Tuner wie der Mazda RX-7 oder Skyline-Modelle von Nissan. Auch auf Benz, BMW und Porsche müsst ihr nicht verzichten.

Open World-Raserei

Während sich die Struktur des Spiels also etwas von dem anderer Rennspiele unterscheidet und euch in ein engeres Korsett packt, bietet der Rest der Spielwelt und der Rennen eigentlich bekannte Zutaten.

Letztere sind in unterschiedliche Arten unterteilt. So gibt es klassische Rundkurse durch die Stadt oder Etappen-Rennen von Punkt A zu Punkt B. In Driftrennen lasst ihr die Reifen qualmen und müsst mehr Punkte als die Konkurrenz erzielen, ein ähnliches System bieten die Takeover-Events. Auch hier müsst ihr mit sehenswerten Manövern und etwas Zerstörungswut die Punktzahl eurer Konkurrenz überbieten. Zwischendrin könnt ihr euren Kontostand auch mit Autolieferungen aufbessern oder ihr bringt einen anderen Streetracer sicher zu einem Versteck und geht der Polizei dabei aus dem Weg.

Stichwort „Cops“: auch in „Need for Speed Unbound“ machen diese wieder ungehemmt Jagd auf Raser. Euer Fahndungslevel entscheidet dabei über die Aggressivität der Gesetzeshüter, diese holen in der höchsten Stufe gerne mal Hubschrauber zur Hilfe oder sperren einfach die Straße. 

Die Rennen selbst bieten klassische Arcade-Racer-Action wie man sie von Criterion kennt. Neben einem normalen Boost, könnt ihr außerdem einen kurzzeitigen Burst auslösen. Die dazugehörige Leiste füllt ihr auf, wenn ihr zum Beispiel im Windschatten fahrt oder ein waghalsiges Manöver gemacht habt.

Abseits der Rennen entspricht Lakeshore aber gängigen Open World-Konventionen. So könnt ihr zahlreiche Sammelaufgaben erledigen und Plakatwände oder bestimmte Statuen zerstören. Ganz nett: entdeckte Streetart lässt sich dann auch als Lackierung für das Auto nutzen. 

 

 

Neue Optik, aber reicht das?

Schon im Vorfeld des Releases von „Need for Speed Unbound“ stand vor allem die Grafik im Mittelpunkt der Diskussion. Denn während sich Umgebung und Autos in einem realistischen Design präsentieren, sind die Figuren in einem Cartoon-Look gehalten. Das sieht auf den ersten Blick zwar etwas ungewohnt aus, fügt sich aber recht harmonisch zusammen und verleiht dem Spiel einen frischen Anstrich. Das gleiche gilt für die Grafik-Effekte, die die Dynamik des Autos unterstreichen sollen. So ist der Reifenqualm ebenso in einem Graffiti-Stil gehalten wie durchdrehende Räder oder der Boost-Effekt des Autos. Springt ihr über eine Schanze, bekommt euer Fahrzeug sogar kurzzeitig Flügel. Das alles fällt zwar definitiv auf, stört aber nicht das Gesamtbild des Spiels. 

Insgesamt gefällt „Need for Speed Unbound“ in Sachen Technik und Grafik. Auf der PlayStation5 lief das Spiel ohne irgendwelche Auffälligkeiten, Effekte wie regennasser Lack oder die Details an den Autos entsprechen modernen Rennspiel-Standards. Der DualSense wird insofern eingesetzt, dass man bei den Triggern einen Widerstand und man das Schalten der Gänge deutlich spürt. 

Auch in Sachen Akustik fährt EA hier volle Geschütze auf und bietet einen gelungen Mix aus elektronischer Musik, Hip Hop, Rap aber auch Pop. Die Trackliste ist dabei recht umfangreich, aber leider nicht in Radiosender unterteilt. 

Der Online-Modus, quasi Lakeshore mit zahlreichen Rennen gegen andere Spieler*innen, funktionierte im Testzeitraum ohne Probleme und schnörkellos. 

  • Inhalt
  • Grafik
  • Gameplay
  • Spielspaß
3.9

FAZIT: Optisch spannend, inhaltlich etwas zäh

„Need for Speed Unbound“ begeisterte mich vor allem in den ersten Stunden ziemlich. Denn auch wenn die Story nichts wirklich Überraschendes bietet und vermutlich sogar locker auf einen Tankdeckel passt, verwöhnt die Optik das Auge mit viel frischen Zutaten. Das beginnt bei den Charakteren und endet bei den vielen Effekten in den Rennen. Aber auch das Fahren macht viel Spaß und bringt das Geschwindigkeitsgefühl gut rüber. Klar, Handling & Co. sind vom gewählten Auto abhängig, aber so ein Flitzer wie der Subaru BRZ lässt sich auch einfach genial steuern. Und dazu dieser tolle Motorsound…das ist schon echt fein!

Dennoch stellte sich nach einigen Stunden ein Ermüdungsgefühl ein. Denn der Progress ist ziemlich zäh und mühselig. Dass das natürlich auch der Story geschuldet ist, dürfte klar sein. Aber das Spiel stellt einen schon sehr früh gewisse Hürden wie eben notwendige Startgebühren oder eine bestimmte Fahrzeugklasse. Da fühlen sich Rennen schnell wie Grinden an und eben wie Arbeit und wiederholen sich leider auch. 

Natürlich muss man auch in Sachen Dialogen einiges abkönnen, manchmal sind die Sprüche der Tuner schon arg gewöhnungsbedürftig. Erzählt einen dann aber ein anderer Racer, dass er über Anime zum Straßenrennen kam und umschreibt dabei die Serie „Initial D“, sorgt das schon für ein Schmunzeln.

Alles in allem ist „Need for Speed Unbound“ mal wieder einer der besseren Serien-Einträge, gerade aber in Sachen Struktur hätte ich mir etwas mehr Offenheit erwartet und damit einhergehend auch mehr Abwechslung. 

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Christian Suessmeier
Über Christian Suessmeier 3855 Artikel
Nachdem ich schon in jungen Jahren Prinzessinnen aus den Klauen bösartiger Reptilien rettete und mich mit einem kleinen Raumschiff durch das Weltall ballerte, ließ mich die Faszination Videospiele nicht mehr los. Besonders japanische Spiele haben es mir angetan, außerdem war ich auch immer ein großer Fan von spezielleren Konsolen wie dem Sega Saturn. Ein Herz für Außenseiter quasi! In Sachen Spielen verehre ich die "Yakuza"-Reihe, mag filmische Abenteuer wie "The Last of Us" und absolviere gerne mal eine Partie "PES" zwischendurch. Ansonsten schlägt mein Herz aber auch für den japanischen Film, Regisseure wie Shion Sono, Shinya Tsukamoto oder Takeshi Kitano sind einfach Gold wert. Weiterhin investiere ich meine Zeit aber auch gerne in Comics und dem kreativen Arbeiten(Schreiben, Zeichnen...).

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