Street Fighter 6 [PlayStation5 – Review]

Geht es kultiger?

Für Videospiel-begeisterte Kids der 90er Jahre gab es neben „Super Mario“ und „Sonic“ sicherlich noch eine andere wichtige Marke, die sie ständig begleitet hat: „Street Fighter“. Nachdem der Erstling in der Spielhalle eher unter „ferner liefen“ wahrgenommen wurde, sorgte „Street Fighter II“ für einen Prügelspiel-Hype vom Feinsten. Auch Capcom verstand es mit der Marke ordentlich zu kassieren, brachte die Reihe auch in andere Medien und veröffentlichte außerdem Ableger um Ableger.

Doch danach wurde es eher ruhig um Ryu, Ken & Co. und so sorgte erst „Street Fighter IV“ dank moderner Technik und sehr cooler Optik wieder für etwas Aufwind für die Marke. Teil 5 erzürnte die Fans dann aber leider mit erheblichem Content-Mangel und kann daher nicht unbedingt als Publikumsliebling gesehen werden.

Mit „Street Fighter 6“ will Capcom nun aber alles besser machen. Und vor allem frischer und zugänglicher! Ob das gelungen ist, lest ihr in unserem Review der PlayStation5-Fassung.

Wir gehen auf Welt-Tournee!

In Sachen Story sind die wenigsten Prügelspiele wirklich interessant und komplex ausgearbeitet. Auch hier hat wieder jeder der 18 Charaktere seine eigene Hintergrundgeschichte, welche man im klassischen Arcade-Modus nacherleben kann.

Daher kommen wir gleich zu einem der größten, neuen Features, welches „Street Fighter 6“ den Spieler*innen zu bieten hat, der World Tour. Im Rahmen dieser erstellt ihr euch eure eigene Figur und wählt dabei aus zahlreichen Optionen. Dabei kann man es möglichst realistisch halten oder eskaliert komplett und erstellt sich eine kreative Fantasie-Figur mit blauer Haut, roten Augen und einer wilden Frisur. 

Mit dieser lernt man anschließend Luke kennen, der den Charakter unter seine Fittiche nimmt und ihm in Metro City, also dem Schauplatz von „Final Fight“, erste Erfahrungen als Strassenkämpfer*in machen lässt. Zwar gibt es auch hier eine Story, aber auch diese ist lediglich Anlass dafür, euch in allerlei Prügeleien zu stürzen, in andere Teile der Welt zu reisen und auf „Street Fighter“-Legenden zu treffen.

Die Kämpfe sind dabei in zwei Arten aufgeteilt. So gibt es das klassische 1vs1, häufiger stellen sich euch aber in der offenen Spielwelt ganze Gruppen an Feinden gegenüber. Auch diese verklopft ihr in der Seitenansicht, es sind jedoch meist bis zu drei Gegner gleichzeitig zu bekämpfen. Habt ihr die Auseinandersetzungen für euch entschieden, gibt es Erfahrungspunkte mit denen ihr weitere Skills für eure Figur freischalten könnt.

Dank zahlreicher Individualisierungsmöglichkeiten könnt ihr euch so mit der Zeit euren absoluten Traum-Charakter zusammenschustern. Denn habt ihr einmal einen der Großmeister getroffen, könnt ihr auch deren Spezialangriffe einsetzen und frei mit den Moves anderer Kämpfer*innen kombinieren. Der Uppercut von Luke, aber mit Spin-Kick von Chun Li? Kein Problem.

Die Zeit zwischen den Kämpfen könnt ihr euch mit einigen anderen Aufgaben vertreiben. So geht ihr shoppen und könnt dort neue Klamotten mit verbesserten Werten erstehen oder ihr geht einem der vielen kleinen Nebenjobs nach, bei denen man einen Truck zerstören muss, Flaschen köpft oder Basketbälle zurück zum Gegner schlägt. 

 

 

Altbekannt, aber zugänglich

Die anderen Modi in „Street Fighter 6“ entsprechen fast Genre-Standards. So könnt ihr euch im Fighting Ground ganz klassisch im 1vs1 austoben. Hier warten der Arcade Mode, das Training oder ganz simple Vs-Kämpfe auf euch. Im Extreme-Modus kann man außerdem verschiedene Parameter aktivieren, so dass zum Beispiel ein wilder Stier durch die Arena rennt und den Kampf somit ordentlich durcheinander wirbeln kann.

Viel Mühen steckte Capcom auch in den Battle Hub, den Online-Modus. In diesem trefft ihr euch in einer großen Arena mit anderen Spieler*innen und habt zig Möglichkeiten. Ein klassisches 1vs1 mit den Standard-Figuren gefällig? Kein Problem. Nehmt einfach an einem der Automaten Platz und wartet bis sich ein anderer User zu euch setzt. Doch ihr könnt auch Kämpfe mit eurem Charakter aus dem World Tour-Modus bestreiten oder einfach anderen dabei zuschauen wie sie sich auf die Nasen hauen.

Zu guter Letzt findet man in der Arena auch noch ein paar Shops für kosmetische Gegenstände und ein paar Arcade-Automaten mit alten Capcom-Klassikern. Diese sind auch in der Spielwelt der World Tour versteckt und beherbergen Titel wie „Final Fight“, „Street Fighter II“ und „Super Puzzle Fighter II Turbo“. Einmal freigeschaltet, kann man diese Titel auch über das Optionsmenü anwählen und zocken.

Spricht man über den Online-Modus muss man auch die Fighting Points erwähnen. Diese bekommt ihr für erfolgreiche Online-Kämpfe und können in neue Outfits, Farben und Charaktere investiert werden. Wer sich online schwer tut, kann über diverse Ingame-Aufgaben auch Drive Tickets, die zweite Währung von „Street Fighter 6“, ergattern. Diese sind jedoch weniger wert und wesentlich schwerer zu bekommen.

Zum inhaltlichen Schluss noch ein Wort zur Zugänglichkeit: Capcom macht es hier den Spieler*innen so leicht wie noch nie. Denn neben der klassischen Steuerung gibt es noch zwei andere Möglichkeiten, die Moves und Bewegungen auszuführen. So gibt es die moderne Option, in der Spezialangriffe auf die Dreieck-Taste gelegt sind und man diese lediglich in Kombination mit einer Richtungsvorgabe drücken muss, um einen Special Move zu aktivieren. Auch der Drive-Angriff ist mit einem Tastendruck auslösbar. Wer es noch einfacher möchte oder aufgrund von Einschränkungen nicht anders kann, der darf auf den dynamischen Modus zurückgreifen. Hier entscheidet die KI darüber, welcher Angriff im Moment am passendsten wäre und dafür bedarf es lediglich einen Knopfdruck.

Style, Style, Style

Schon das erste Material von „Street Fighter 6“ machte klar, dass man hier optisch etwas ganz Neues erwarten kann. Setzte man in der jüngsten Vergangenheit – vor allem bei Special Moves – auf Effekte mit Aquarell- beziehungsweise Tusche-Look, kommt hier nun ein Graffiti-Stil zum Einsatz. Auch die Figuren erstrahlen wieder in einem absolut gelungenen Design und überzeugen mit ihren Details, der Mimik und Gestik und der sehr stylischen Inszenierung. Samt der liebevoll gestalteten Level, kann man das optische Paket hier wirklich als herausragend bezeichnen.

Das gilt zumindest für die klassischen Kämpfe. Im World Tour-Modus gibt es viel Licht, aber auch viel Schatten. Die Open World ist teilweise etwas karg und auch manche der NPCs machen klar, dass man hier auf „Zufalls-Editor“ geklickt hat. Auch die maue Vertonung – hier werden Erinnerungen an die „Yakuza“- und „Like A Dragon“-Reihe wach – enttäuscht etwas. So ist eure Figur komplett stumm und auch die meisten Dialoge werden meist nur von artikulierten Geräuschen untermalt. 

Die Musik von „Street Fighter 6“ gibt hier ein ähnliches Bild ab. Während es in den klassischen Kämpfen wieder hervorragende Musikstücke zu hören gibt, nervt die immer gleiche Unterlegung der einfachen Auseinandersetzungen im World Tour-Modus schnell. 

Die Steuerung hingegen ist in jeder der Spielarten einfach nur perfekt und wirklich lobend zu erwähnen. Dank der vielen Einstellungsmöglichkeiten und der Barrierefreiheit, sollte hier jeder glücklich werden. Auch die Online-Kämpfe liefen in unserem Test zu jeder Zeit einwandfrei ab. Keine Ruckler, keine Verbindungsabbrüche, keine langen Wartezeiten…so soll das sein.

 

  • Inhalt
  • Grafik
  • Gameplay
  • Spielspaß
4.1

FAZIT: Der König der Straßenkämpfer ist zurück!

„Street Fighter 6“ zeigt eindrucksvoll, dass Capcom nicht nur auf die Fans gehört und die Fehler aus Teil 5 beglichen hat, sondern das Genre der Prügelspiele auch mit viel Innovation voranbringen will. Klar, schon in „Mortal Kombat 11“ gab es mit der Krypta einen Thirdperson-Abschnitt, aber „Street Fighter 6“ schlägt hier ein komplett neues Kapitel auf. So bietet euch die Spielwelt allerlei Zeitvertreib, coole Cameos anderer Capcom-Figuren und massig Kämpfe. Dazu ein recht spannendes Progressions-System, eine gute Lernkurve und fertig ist die Langzeitmotivation. Dennoch gibt es hier auch ein paar Kritikpunkte. Das alles sieht in seiner Inszenierung nämlich noch sehr statisch und altbacken aus, außerdem sind so ein paar andere Mechanismen(Tag-/Nacht-Wechsel nur durch Schlafen, generell die Fortbewegung) sehr rudimentär und bräuchten noch etwas Feinschliff.

Und wenn man gerade schon meckert: das System mit den Währungen ist wieder einmal echt Käse. Wer online nicht talentiert ist, muss letztlich nochmal Geld in die Hand nehmen, um Fighting Points zu bekommen. Da helfen die Drive Tickets auch nicht wirklich weiter. 

Dennoch: „Street Fighter 6“ ist definitiv einer der schönsten Prügler, den man je zu Gesicht bekam und auch in Sachen Umfang stimmt es diesmal. Neben einer ausreichenden Auswahl an Kämpfer*innen, sorgen nämlich auch die vielen Modi für viele spaßige Stunden. Die Liebe zum Detail und der Inszenierung – alleine schon der tolle Online-Hub – sind einfach super gemacht. Hier bekommt man wirklich etwas geboten für sein Geld! 

Benutzer-Bewertung
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Über Christian Suessmeier 3855 Artikel
Nachdem ich schon in jungen Jahren Prinzessinnen aus den Klauen bösartiger Reptilien rettete und mich mit einem kleinen Raumschiff durch das Weltall ballerte, ließ mich die Faszination Videospiele nicht mehr los. Besonders japanische Spiele haben es mir angetan, außerdem war ich auch immer ein großer Fan von spezielleren Konsolen wie dem Sega Saturn. Ein Herz für Außenseiter quasi! In Sachen Spielen verehre ich die "Yakuza"-Reihe, mag filmische Abenteuer wie "The Last of Us" und absolviere gerne mal eine Partie "PES" zwischendurch. Ansonsten schlägt mein Herz aber auch für den japanischen Film, Regisseure wie Shion Sono, Shinya Tsukamoto oder Takeshi Kitano sind einfach Gold wert. Weiterhin investiere ich meine Zeit aber auch gerne in Comics und dem kreativen Arbeiten(Schreiben, Zeichnen...).

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