
Im Jahre 2016, wรคhrend des Wahlkampfes um das Amt des 45. Prรคsidenten der Vereinigten Staaten, wurde auf Wikileaks der E-Mail-Verkehr zwischen Hilary Clintons Walkampagnen-Berater John Podesta und James Alefatis, dem Besitzer der Pizzeria Comet Ping Pong, verรถffentlicht. Einige Nutzer der Website 4-Chan meinten, dass es sich bei dem exzessiven Gebrauch von Wรถrtern wie โPizzaโ und Sauceโ um Codewรถrter von Pรคdophilen und Hรคndlern von kinderpornographischem Material handle. Die Verschwรถrungstheorie โPizzagateโ, die bald auch Clinton selbst sowie den damaligen Prรคsidenten Barack Obama und Popstar โLady Gagaโ inkludierte, wurde dann auch vom Radioshowmoderator Alex Jones aufgegriffen, welcher bereits davor dafรผr bekannt war, unbelegte Thesen zu verbreiten. Das Ganze gipfelte darin, dass ein bewaffneter Zuhรถrer Jonesโ besagte Pizzeria รผberfiel und die Angestellten dazu aufforderte, die angeblich gefangen gehaltenen Kinder zu befreien. Verletzt wurde bei der โRettungsaktionโ Gott sei Dank niemand.
Die beiden Hollywood Drehbuchautoren Damon Lindelof und Nick Curse kamen wรคhrend der Arbeit am Drehbuch zu โThe Leftoversโ auf โPizzagateโ zu sprechen und blieben bei der Frage hรคngen, wie sehr wir alle dazu neigen, Verschwรถrungstheorien bezรผglich der โanderen Seiteโ (politisch) zu glauben. Geboren wurde โManorgateโ: Eine Gruppe progressiver/linker Oberschichtler, entfรผhrt eine Gruppe rechtskonservativer โDeplorablesโ (= Erbรคrmliche; spielt auf eine Rede von Hilary Clinton an, in der sie die Hรคlfte der Wรคhler Trumps als einen Haufen erbรคrmlicher Rassisten und Sexisten bezeichnete). Die Verschleppten werden dann von den โlinken Elitistenโ fรผr eine Sadistische Menschenjagt missbraucht.
Eigentlich wรคre der internationale Kinostart von โThe Huntโ bereits fรผr den 27. September, vergangenen Jahres angesetzt gewesen. Dieser wurde aber aufgrund von zwei politisch motivierten Amoklรคufen, die Amerika in jenem Monat erschรผtterten und der Tatsache, dass der US-Prรคsident via Twitter seine Missgunst gegenรผber dem Projekt geรคuรert hatte, auf den 13. Mรคrz verschoben.ย Infolge des Corona-Lockdowns machte Universalpictures mit โThe Huntโ ein groรes Minusgeschรคft an den Kinokassen, weshalb das Studio den Streifen bereits im selben Monat per Video on Demand in den Vereinigten Staaten verรถffentlichte. Hierzulande kann man sich die Menschenjagd seit vergangenem Donnerstag auf diversen Online-Anbietern ausleihen.
Die wohl grรถรte Stรคrke des Filmes, liegt in seiner Hauptdarstellerin. Betty Gilpin, welche man aus dem diesjรคhrigen โGrudgeโ-Reboot kennen kรถnnte, spielt die zynische und taffe Veteranin Crystal mit einem Charme und einer Lรคssigkeit, wie man sie seit Ewigkeiten in keinem Actionfilm mehr gesehen hat. Ebenso gut meistert sie den sรผdstaatlichen Akzent und die augenscheinlich sehr fordernde Kampf-Choreographie. Die Schauspielerische- Leistung der Antagonistin Hilary Swank zu erwรคhnen wรคre obsolet, da die Oscarpreistrรคgerin in ihrer รผber 30 Jahre langen Karriere noch keine schlechte Performance abgeliefert hat.
Auch zu รผberzeugen wissen die Action Szenen, die neben einer authentischen Choreographie und der kreativen Inszenierung, auch mit einer stilsicheren Kameraarbeit und einem angenehm รผbersichtlichen Schnitt punkten kรถnnen. Der Genuss dieser wird aber leider von einem mehr als generischen Score gestรถrt, welcher den meisten โAction Music Compilationsโ auf YouTube nachhinken dรผrfte. Einzig die Inklusion von Mozarts 23. Klavierkonzert (A-Dur, KV 488) wertet den Soundtrack etwas auf.
Splatter-Fans dรผrften auch auf ihre Kosten kommen, da der Streifen, vor allem in der ersten Hรคlfte einiges an grausigem Make-up zu bieten hat. Umso enttรคuschter dรผrften sie dann aber von den ebenso zahlreichen, computeranimierten Blutspritzern werden.
Fazit
Bei Craig Zobels (Z for Zacharia) Neuinterpretation der Kurzgeschichte โDas grausamste Spielโ handelt es sich um einen spaรigen und kompetent inszenierten Horror-โActionerโ, der sich aber mit dem Versuch eine bissige Satire รผber Politik im Zeitalter der Sozialen-Medien zu sein, etwas zu hohe Ziele gesetzt hat. Obwohl der Film versucht sich mit Themen wie โAlternative Berichterstattungโ, den immer grรถรer werdenden Verlust von Privatsphรคre und dem Chauvinismus mancher Progressiver gegenรผber Andersdenkenden, in โSouth Parkโ-mรครiger โAlle Seiten sind dรคmlichโ -Manier auseinanderzusetzen, kann er dem Marketing der โkontroversesten Polit-Satire des Jahresโ nicht gerecht werden. Dafรผr spielt das Drehbuch zu gerne mit Klischees, leuchtet seine Figuren zu wenig aus und endet nach dem finalen Twist etwas zu abrupt.
Zwar dรผrften Anhรคnger verschiedenster politischer Ideologien, mit den 90 Minuten von โThe Huntโ eine gute Zeit haben, wirklich schlauer werden sie nach diesen aber nicht sein.
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