
Strategische Geschichte
Rundenstrategiespiele gab es eigentlich schon in der Frühzeit der Konsolen, so muss man nur an „Fire Emblem“ auf dem NES oder „Langrisser“ auf dem Mega Drive denken. Während japanische Entwickler schon früh den Sprung auf die Gerätschaften für die Unterhaltung im heimischen Wohnzimmer wagten, war das Genre im Westen eher auf dem PC zuhause.
Diese strikte Trennung setzte sich auch zur Mitte der 1990er immer noch fort. Während man auf dem Heimcomputer also Abenteuer aus dem Westen erleben konnte, begeisterten Entwickler wie Square Enix mit Konsolen-Titeln wie „Tactics Ogre“ oder „Final Fantasy Tactics“.
Und genau die beiden letztgenannten Spiele wurden im Vorfeld des Releases von „Triangle Strategy“ immer zu einem Vergleich herangezogen. Obendrein war Entwickler Artdink damals auch für die PlayStation-Version von „Ogre Battle“ verantwortlich.
Kombiniert hat Square Enix das Ganze dann noch mit dem einzigartigen Grafikstil von „Octopath Traveler“ und der Redseligkeit von Visual Novels. Ob diese Mixtur überzeugen kann, verraten wir euch im Test des Switch-Strategen.
Game of Thrones
Einst ließ ein grausamer Konflikt, der sogenannte Salzeisenkrieg, den Kontinent Norzella im Chaos versinken. Den drei beteiligten Königreichen Aesfrost, Glenbrock und Heissand ging es dabei vor allem um Ressourcen und die Kontrolle darüber. Und auch wenn dieser Krieg zum Start von „Triangle Strategy“ schon dreißig Jahre zurückliegt, steht der Frieden erneut auf wackeligen Beinen.
Ihr schlüpft nun in die Rolle von Serenoa, dem Sohn des Fürsten von Wolffort. Diesen erwartet nicht nur die Hochzeit mit Frederica, einer Aesfrosterin, sondern auch die Bürde, eine Zusammenkunft unterschiedlichster Menschen anzuführen und einen erneuten Krieg auf dem Kontinent zu verhindern.
Runde um Runde, Wort um Wort
Wer bei „Triangle Strategy“ ein reines Rundenstrategiespiel erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Denn auch wenn es Auseinandersetzungen mit anderen Gruppierungen und Königreichen gibt, verbringt ihr einen Großteil des Spiels mit Lesen. So werden ausufernde Dialoge zwischen den unterschiedlichen Charakteren gehalten, die manchmal länger als die Kämpfe selbst dauern. Es ist – gerade zu Beginn – nicht ungewöhnlich, wenn die Gespräche mit den Verbündeten die meiste Zeit eines Kapitels in Anspruch nehmen und der abschließende Kampf nur die Kirsche auf der Sahne ist.
Dabei sind die Auseinandersetzungen sehr gut geworden. In der Iso-Ansicht, die ihr aber jederzeit frei drehen und zoomen könnt, befehligt ihr euer Team aus bis zu neun Einheiten und müsst dabei nicht nur den Feind, sondern auch das Terrain im Auge behalten. Steht ihr zum Beispiel höher als der Gegner, macht ihr mehr Schaden, außerdem gibt es auch immer wieder auslösbare Fallen und Hinterhalte. Weiterhin könnt ihr euren Feind mehr Schaden zufügen, wenn ihr ihn zum Beispiel von links und rechts in die Zange nehmt. Greift ihr somit mit dem linken Charakter an, erhält der rechte einen Bonusschlag.
Generell sind eure Figuren unterschiedlichen Klassen zugeordnet. Eure Verlobte Frederica kann zum Beispiel mächtige Feuerzauber auf die Gegner schleudern, Hughette hingegen verschießt von ihrem Falken aus Pfeile. Obendrauf gibt es Heiler, Spione oder reguläre Schwertkämpfer, die alle ihre Spezialfertigkeiten haben.
Das Wort hat Gewicht
Doch wie oben schon erwähnt, es wird einfach mehr geredet als gekämpft. Und das ist auch nötig, denn „Triangle Strategy“ stellt euch immer wieder vor einige bedeutsame Entscheidungen, die den weiteren Spielverlauf beeinflussen. So ändern manche Dialogoptionen die Meinungen eurer Mitstreiter und euer Ansehen. Am bedeutendsten wird dies bei der Waage des Urteils.
In besonders wichtigen Momenten wird diese herangezogen, um das weitere Vorgehen eurer Truppe zu entscheiden. Im Vorfeld könnt ihr hierzu mit euren Kameraden sprechen und eventuell noch auf deren Entscheidungen Einfluss nehmen. Nach der anschließenden Abstimmung wird dann klar, wie es mit der Truppe und der Story weitergeht.
So viel zum eigentlichen Gameplay von „Triangle Strategy“. Neben den Hauptmissionen gibt es zwischendrin auch immer wieder mal ein paar Nebenaufgaben. Diese sind spielerisch aber sehr limitiert und meist Dialoge, die euch einen besseren Einblick in die Geschichte bieten oder euch zu neuen Weggefährten bringen. Anschließend könnt ihr diese im Feldlager verwalten und verbessert dort deren Werte und Waffen oder kauft hilfreiche Items für die Schlachten.
Audiovisuell stimmig
„Triangle Strategy“ ist in grafischer und akustischer Hinsicht ein wirklich schönes Spiel geworden. Ähnlich wie „Octopath Traveler“ setzt man hier auf SNES-ähnliche Charaktersprites und packt diese vor einen Polygon-Hintergrund. Durch den – skalierbaren – Tiefenschärfe-Effekt sehen die Schauplätze dann aus wie kleine Dioramen, was durch tolle Effekte wie das glitzernde Wasser nochmal verstärkt wird. Obendrein sorgen schöne 2D-Grafiken auf der Oberwelt oder in den Menüs für einen ansprechenden Look des Ganzen.
Sowohl im TV- als auch Handheld-Modus lief das Spiel einwandfrei, gerade die Textgröße ist auf dem Bildschirm der Switch gut lesbar und somit vorbildlich. Ein echtes Highlight ist mal wieder die Musikuntermalung und Vertonung der Rundenstrategie. Die japanische Synchro strotzt nur so vor Energie und Elan, der Soundtrack von Akira Senju gefällt mit seinen epischen klängen und Melodien.
FAZIT: Exzellenter Spaß für geduldige Rundenstrategen
„Triangle Strategy“ für die Nintendo Switch ist ein tolles Spiel geworden und gefällt nicht nur mit seiner Geschichte rund um Königshäuser, Konflikte und Beziehungen, sondern auch mit der Präsentation des Ganzen.
Dennoch muss man ziemlich viel Geduld mitbringen, bis das Spiel so richtig Fahrt aufnimmt. Gerade zu Beginn wird man mit Namen und Begriffen zugeworfen und versteht eigentlich nur Bahnhof. Umso schwieriger ist es da, den ganzen Dialogen zu folgen und nicht einfach stumpf auf den Weiter-Button zu drücken. Aber es lohnt sich dran zu bleiben…immerhin wird es erst ab Kapitel 7 so richtig spannend und episch!
Ebenso bedient das Spiel zwei Genre-Lager, die vermutlich nicht ganz so gut zueinander passen. Zum einen wären das die Visual Novel-Fans, zum anderen die Anhänger der Rundenstrategie. Glücklicherweise hat Artdink hier mitgedacht. Langweilen euch die Dialoge, könnt ihr diese vorspulen. Sind euch die Kämpfe hingegen zu schwer, gibt es mehrere Schwierigkeitsgrade. So sollte am Ende jeder zufrieden sein und kann somit selber den Schwerpunkt seines Abenteuers legen.
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