Pokémon-Legenden: Arceus [Nintendo Switch – Review]

Gegen die Tradition

Seit nun rund 25 Jahren hat sich die „Pokémon“-Franchise etabliert und in allerlei Medien viel Anklang gefunden. Egal ob Manga, Anime, Realverfilmung oder Videospiel…die Jagd nach den knuffigen Taschenmonstern ist bei vielen eine echte Leidenschaft geworden.

Doch seien wir ehrlich…gerade die Hauptspiele der Reihe leiden seit Jahren unter ihrer mangelnden Abwechslung und würden keinen Innovationspreis gewinnen. In der Regel startet ihr als unbedarfter Jüngling und zieht mit eurem Pokémon hinaus in die weite Welt. Darauf folgen meist Kämpfe in irgendwelchen Arenen, um bestimmte Abzeichen zu bekommen und am Ende der Allerbeste zu sein…das war’s. 

Zum Glück scheint das auch The Pokémon Company begriffen zu haben und hat letztes Jahr „Pokémon-Legenden: Arceus“ angekündigt, das vor allem mit seiner offenen Spielwelt und den frischen Gameplay-Mechaniken beworben wurde. 

Ob diese Features greifen, um daraus ein wirklich neues Spielerlebnis zu machen? Wir klären es in unserem Review.

Ein Riss in der Zeit

Eben noch in der Gegenwart, landet ihr – Geschlecht und Aussehen eurer Spielfigur lassen sich individuell wählen – durch die Verstrickung seltsamer Ereignisse in der Hisui-Region und trefft dabei auf Professor Laven. Als dieser mitbekommt wie einfach ihr Pokémon fangen und mit diesen umgehen könnt, bietet er euch einen Job bei der Galaktik-Expedition an. Diese hat es sich auf die Fahne geschrieben, die Pokémon zu erforschen und einen vollständigen Pokédex zu erstellen. Denn die Wesen sind in dieser Epoche noch eher unbekannt, teilweise fürchtet man sie sogar. 

Nun kommt es also auf euch an, möglichst viele der Taschenmonster zu katalogisieren und in ihrem natürlichen Habitat zu beobachten. Gleichzeitig müsst ihr aber auch das Verhalten der lokalen Pokémon-Könige und -Königinnen erforschen, die außer Rand und Band sind. Und dann gibt es da natürlich noch diese Sage rund um das mysteriöse Pokémon Arceus…

 

 

Weniger Kampf, mehr Forschung

Wie in der Einleitung erwähnt, „Pokémon-Legenden: Arceus“ macht vieles anders als die regulären Spiele der Reihe. Nachdem ihr euch nämlich eines der drei Starter-Pokémon ausgewählt und euch in Jubeldorf mit den nötigsten Items versorgt habt, geht es raus in die – mehr oder weniger – offene Spielwelt und auf Pokémon-Jagd. Vorrangig sollt ihr hier nämlich möglichst viele der Tierchen einfangen und somit den Pokédex füllen. Dieser stellt aber auch unterschiedliche Aufgaben an euch. So sollt ihr Pokémon mal unentdeckt fangen, mal bei einer speziellen Attacke beobachten oder ein besonders schweres Exemplar in den Pokéball verfrachten…nach und nach füllt ihr so die Datenbank und könnt euch dafür Forschungspunkte bei Professor Laven holen. Mit diesen steigt ihr dann im Mitgliedsrang der Galaktik-Expedition auf und kommt so in den Genuss von diversen Boni, wie z.B. der Macht über stärkere Pokémon & Co. 

Kämpfe mit anderen Taschenmonstern leiert ihr an, indem ihr euren Pokéball mit dem Pokémon eurer Wahl auf den Gegner werft. Danach schaltet das Spiel in die bekannte Ansicht um, in der sich die beiden gegenüber stehen und sich die Angriffe rundenweise um die Ohren hauen. 

Wollt ihr ein Pokémon fangen, muss dieses übrigens vorher nicht mehr zwangsweise durch einen Kampf geschwächt werden. Hierfür langt es, einen Pokéball nach ihm zu werfen. 

Eure Hilfe wird benötigt!

Neben den verschiedenen Gebieten der Hisui-Region, die ihr zu Fuß oder auf dem Rücken eines Pokémon durchstreifen könnt, verbringt ihr einen Teil eurer Zeit in Jubeldorf. Denn dort befinden sich nicht nur die Zentrale der Expedition und eure Unterkunft, dort könnt ihr bei verschiedenen Händler*innen auch einkaufen, euren Look verändern oder Fotos mit den Pokémon schießen lassen. 

In dem Dorf trefft ihr außerdem auf zahlreiche Mitbürger, die eure Hilfe in Anspruch nehmen möchten. Mal möchten sie ein bestimmtes Pokémon haben oder bieten euch Minispiele an, bei denen ihr etwas gewinnen könnt. Als Belohnung gibt es oft Crafting-Material, das ihr für den Bau von Pokébällen oder anderen hilfreichen Items einsetzen könnt. Natürlich kann man in „Pokémon-Legenden: Arceus“ auch wieder auf zahlreiche Helferlein zurückgreifen mit denen ihr die Monster anlocken und leichter fangen könnt.

Hin und wieder tauchen in den Arealen auch Risse des Raum-Zeit-Gefüges auf, in denen ihr besonders starken Pokémon gegenübertreten könnt. Als Belohnung winken hierfür spezielle Items…das Risiko lohnt sich also. 

Ein Wort muss man noch zu den Kämpfen mit den Pokémon-Königen und -Königinnen sagen. Diese bringen nämlich auch ein frisches Element mit in das Spiel und müssen – ähnlich wie in einem Shooter – mit Säckchen beworfen werden. Dadurch werden sie wieder beruhigt und können letztlich so auch besiegt werden.

 

 

Sehr unhübsch!

Schon in den ersten Trailern machte „Pokémon-Legenden: Arceus“ keinen guten Eindruck und auch die finale Version des Spiels läuft alles andere als rund. Ja, die offene Spielwelt erinnert mit seiner ruhigen Inszenierung sehr an „Breath of the Wild“, aber sonstige Vergleiche mit dem Open World-Schwergewicht wären eine Beleidigung für das Link-Abenteuer. Denn die Pokémon-Expedition kämpft schon vom Start weg mit einer geringen Framerate – achtet mal auf die Taschenmonster in der Ferne – und einer fürchterlichen Auflösung in Sachen Texturen. Zumindest die Pokémon selber sind recht gut gelungen und auch in Sachen Größenverhältnisse gut umgesetzt. Gleiches gilt für eure Charaktere, abgesehen eben von den Texturen der Kleidung.

Immerhin gefällt der Titel in Sachen Artstyle und seinem Setting in der, an die Meiji-Zeit angelehnten Region Hisui, später übrigens als Sinnoh bekannt. Das ist schon alles recht schick gestaltet und durchdacht, ein bißchen mehr Eyecandy hätte aber nicht geschadet.

Unauffällig bleibt die akustische Untermalung des Geschehens. Auf eine Vertonung der Dialoge wird wieder mal verzichtet, immerhin überzeugen die deutschen Texte wieder mit der Nintendo-typischen, hohen Qualität.

  • Story
  • Grafik
  • Gameplay
  • Spielspaß
3.1

FAZIT: Gemischte Gefühle

„Pokémon-Legenden: Arceus“ macht es einem vom Start weg nicht einfach. Denn schon das Tutorial ist deutlich zu lange geraten und es dauert locker zwei Stunden bis man endlich walten und schalten kann wie man will. Und dann ist da halt noch der visuelle Gesamteindruck, der ab Minute 1 an nicht wirklich überzeugen kann und den Spielspaß deutlich schmälert.

Denn auch wenn die offeneren Areale etwas Abenteuer aufkommen lassen, wirken sie meist recht öde und leer. Hier mal ein Baum, da mal ein seltsam lila schimmernder Felsen und wo anders eine traurige Wiese…da helfen auch die Pokémon nicht wirklich weiter, vor allem da diese oft spät ins Bild ploppen oder in der Ferne mit ihren hakeligen Bewegungen zu sehen sind. Zumindest kann die Auflösung im Handheld-Modus überzeugen, dennoch läuft das Spiel alles andere als rund.

Und so sehr ich den neuen Ansatz von „Pokémon-Legenden“ mag, fühlt sich das Spiel dadurch recht langsam an. Um den Pokédex für ein Pokémon zu vervollständigen, muss man unzählige Aufgaben erfüllen, auch der Fortschritt mit den Forscherpunkten ist wahnsinnig zäh und langwierig. Da wird die Jagd oft zur Arbeit und dann verfliegt auch die Leichtigkeit der eigentlichen „Pokémon“-Atmosphäre.

Dennoch ist es ein guter Neuanfang und wenn The Pokémon Company an den richtigen Schrauben dreht, könnten künftige Teile richtig tolle Open World-Abenteuer werden. 

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Über Christian Suessmeier 3855 Artikel
Nachdem ich schon in jungen Jahren Prinzessinnen aus den Klauen bösartiger Reptilien rettete und mich mit einem kleinen Raumschiff durch das Weltall ballerte, ließ mich die Faszination Videospiele nicht mehr los. Besonders japanische Spiele haben es mir angetan, außerdem war ich auch immer ein großer Fan von spezielleren Konsolen wie dem Sega Saturn. Ein Herz für Außenseiter quasi! In Sachen Spielen verehre ich die "Yakuza"-Reihe, mag filmische Abenteuer wie "The Last of Us" und absolviere gerne mal eine Partie "PES" zwischendurch. Ansonsten schlägt mein Herz aber auch für den japanischen Film, Regisseure wie Shion Sono, Shinya Tsukamoto oder Takeshi Kitano sind einfach Gold wert. Weiterhin investiere ich meine Zeit aber auch gerne in Comics und dem kreativen Arbeiten(Schreiben, Zeichnen...).

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