Like A Dragon: Ishin! [PlayStation5 – Review]

Aus „Yakuza“ wird „Like A Dragon“

Jahrelang war die „Yakuza“-Reihe für Fans im Westen ein echtes Glücksspiel. Denn nachdem die ersten beiden Teile ziemlich gefloppt waren, musste man sich bei „Yakuza 3“ und „Yakuza 4“ lange gedulden und bekam letztlich nur eine geschnittene Fassung spendiert. Doch spätestens mit „Yakuza 0“ fand die Reihe endlich die verdiente Aufmerksamkeit, auch die Neuauflagen von Teil 1 und 2 waren sicherlich für den neuen Erfolg der Reihe mitverantwortlich. 

Nach dem grandiosen Abschluss der Saga rund um Kazuma Kiryu in „Yakuza 6“, folgte mit „Yakuza: Like A Dragon“ der siebte Teil, der sich dann aber einem komplett neuen Spielkonzept widmete. Denn statt prügelnd durch die Straßen Tokyos zu ziehen, musste man nun in Rundenkämpfen das harte Pflaster in Yokohama bestehen. Außerdem deutete dieser Teil schon an, wohin es mit „Yakuza“ geht. Denn mit dem jüngst erschienenen „Ishin!“-Spin-off vollzieht man auch einen Namenswechsel. Im Original heißt die Reihe schon immer „Ryu Ga Gotoku“ was nun eben auch dem neuen westlichen Namen entspricht. 

Ob das Spin-off „Like A Dragon: Ishin!“ heute noch spielenswert ist, lest ihr nun in unserem Test der PlayStation5-Version.

Rache ist ein Gericht, dass man am besten in Kyo serviert

Vergesst alles was ihr bisher über Kazuma, Majima & Co. gewusst habt…denn auch wenn die beliebten Figuren aus der „Like A Dragon“-Reihe ihren Auftritt in „Ishin!“ haben, schlüpfen sie doch in komplett andere Rollen. Der Titel spielt nämlich im Japan des 19.Jahrhunderts, genauer in den 1860er Jahren und somit in einer komplett anderen Zeit als die bisherigen Spiele der Reihe.

Japan befindet sich gerade an einem Wendepunkt seiner Geschichte, denn nachdem man viele Jahrhunderte eher isoliert gelebt hat, kommen nun Fremde mit Schiffen ins Land der aufgehenden Sonne und verlangen dessen Öffnung für Handel & Co. 

Kazuma, also hier Ryoma Sakamoto genannt, kehrt nach einiger Zeit in seine Heimatstadt Tosa zurück und wird Zeuge von einem sich entfachenden Konflikt zwischen der herrschenden Tokugawa-Dynastie und den örtlichen Loyalisten, die von Ryomas Bruder im Geiste, Takechi, angeführt werden. Auch Ryoma soll nun einen der höheren Ränge bei dieser Gruppierung einnehmen, wird aber von einigen Mitgliedern aufgrund des raschen Aufstiegs eher kritisch beäugt.

Als sein Ziehvater dann eines Abends von einem geheimnisvollen und maskierten Mann getötet wird, fällt der Verdacht schnell auf Ryoma und Takechi. Um zu beweisen, dass die beiden keine Schuld trifft, kehrt Ryoma Tosa den Rücken zu und nimmt die Spur des mysteriösen Mannes auf. Diese führt ihn in die beschauliche Stadt Kyo(eine fiktive Version von Kyoto) und somit nimmt das Abenteuer seinen Lauf.

 

 

Feudale Kämpfe!

„Like A Dragon: Ishin!“ hat zwar ein komplett anderes Setting als die restlichen Spiele der Reihe, bietet in Sachen Gameplay aber die gewohnten Inhalte. So streift ihr in der Verfolger-Perspektive durch das feudale Kyoto, geht dort den Hauptmissionen nach, verfolgt zahlreiche Zwischensequenzen oder erledigt eine der rund 80 Nebenmissionen. 

Ein großer Bestandteil des Spiels sind aber wieder die Kämpfe mit feindlichen Samurai, Grobianen und Möchtegern-Ganoven. Und hier geht das Spiel in eine neue Richtung. So gab es in den bisherigen „Like A Dragon“-Spielen zwar auch schon Pistolen und Co., aber eigentlich verließ man sich hauptsächlich auf eine Waffe: die Fäuste! Die kann man im „Ishin!“-Ableger zwar auch nutzen, der Titel bietet euch aber auch noch drei andere Stile. Zum einen kann man den Bösewichten nun auch mit einer Schusswaffe das Leben schwer machen, zum anderen gibt es – passend zu dieser Epoche – auch zahlreiche Schwerter für den Kampf. Der vierte und letzte Stil vereint die beiden Waffen zu dem sogenannten Freitänzer-Stil und bietet euch nicht nur viel Bewegungsmöglichkeiten, sondern auch zahlreiche Kombos.

Generell kann man aber sagen, dass alle vier Kampfmethoden eine gewisse Tiefe bieten und per Stufenaufstieg beziehungsweise Übungen in den jeweiligen Dojos nochmal deutlich verbessert werden können. 

Viel Nebenbeschäftigungen!

Doch was wäre ein „Like A Dragon“-Spiel ohne die unzähligen Nebenmissionen und Beschäftigungsmöglichkeiten in der Spielwelt. Und auch „Ishin!“ hat hier einiges zu bieten…

So findet man in den Strassen Kyos viele Restaurants in denen man allerlei Köstlichkeiten essen und somit seine Energie wieder aufladen kann und auch die beliebten Spielhöllen sind wieder zurück. Zwar muss man hier natürlich auf Arcade-Automaten verzichten, dafür gibt es aber wieder viele japanische Karten- und Brettspiele zu erleben. Wer will, kann außerdem bei Hühner-Rennen wetten oder geht dem Gesang und Tanz nach. 

Zusätzlich dazu könnt ihr ab einem gewissen Zeitpunkt im Spiel ein Landhaus freischalten und dort Gerichte zubereiten und Gemüse anbauen. Auch Haustiere in Form von Hunden und Katzen könnt ihr dort halten. Zusätzlich dazu gibt es noch die klassischen Nebenmissionen, die zu 75% aus dem klassischen „Problem – Kampf – alle glücklich“-Prinzip bestehen oder dazu da sind, dass man eine Bindung zu einem bestimmten Charakter aufbaut. So trifft man einen hungrigen Sumo, der vor seinen Kämpfen um Essen bittet oder erledigt Botengänge für einen orientierungslosen Austräger. 

Auch erst später im Spiel, erlangt Ryoma außerdem die Kontrolle über einen Söldnertrupp. Diese sind aber nie aktiv an eurer Seite, sondern machen sich durch bestimmte Fertigkeiten bemerkbar, die man aktivieren kann. Auch einen komplett eigenen Spielstrang gibt es hierzu, denn zusammen mit diesen Soldaten müsst ihr Dungeons von Gegnern befreien. Der Dank dafür sind zahlreiche Erfahrungspunkte, aber auch Items. Diese Gegenstände lassen sich vor allem für das Schmieden neuer Waffen und Ausrüstungen nutzen. 

Ebenfalls neu im Vergleich zu anderen Teilen der Reihe ist das Tugend-System. Für das Erledigen von Aufgaben oder das Beten an Schreinen bekommt ihr entsprechend Punkte, die ihr dann für Verbesserungen ausgeben könnt. So lässt sich euer Inventar erweitern, die Kochkünste steigern oder ihr könnt künftig mehr Soldaten für eure Truppe rekrutieren.

 

 

Eher Remaster als Remake!

Auch wenn Entwickler Ryu Ga Gotoku Studio im Vorfeld einen Engine-Wechsel des Spiels erwähnte, merkt man dem Titel sein Alter deutlich an. Gerade im Vergleich zu „Lost Judgment“ oder „Yakuza 7: Like A Dragon“ werden die Unterschiede deutlich, sowohl was den Detailgrad der Welt und der Figuren angeht, aber auch solche Dinge wie die Kollisionsabfrage in Kämpfen betrifft. Das ist alles nicht ganz so sauber wie in den aktuellen Spielen der Reihe und wirkt eben so wie man es aus den frühen „Yakuza“-Spielen noch kennt.

Ähnliches kann man von der Bedienungsoberfläche sagen. Denn außer dem Wechsel des Kampfstils geht im Spiel selber kaum etwas, will man ein Heil-Item nutzen oder eine andere Waffe ist ein Gang ins Pausenmenü unvermeidbar. 

Die Vertonung des Spiels liegt in englischer und japanischer Sprachausgabe vor, wobei natürlich Letztere vorzuziehen ist. Die deutsche Übersetzung der Texte ist grandios und gefällt mit ihren vielen Anspielungen, dem Wortwitz und einem hilfreichen Lexikon, welches man bei Dialogen aktivieren kann und somit bestimmte Begriffe erklärt bekommt. 

„Like A Dragon: Ishin!“ zeigte sich im Test nicht ganz bugfrei, so blieb Ryoma hin und wieder mal gerne in anderen Figuren hängen und auch frei herum streunende Gegner haben unseren Helden manchmal einfach nicht erkannt, so dass kein Kampf startete. Aber alles in allem sind das noch verzeihbare Fehler, die nicht spielentscheidend sind. 

  • Story
  • Grafik
  • Gameplay
  • Spielspaß
4

FAZIT: Danke für das Release!

Schön, dass man bei Sega endlich das Flehen der Fans erhört und „Like A Dragon: Ishin!“ auch in den Westen gebracht hat. Das Spiel bietet alles das, was man sich von einem Teil der Reihe erhofft und garniert das ganze mit einem frischen Setting im feudalen Japan. Doch genau diese Ära bringt auch einige, altbekannte Probleme mit sich. Denn während man die japanische Mafia schon immer recht romantisiert dargestellt hat, ist auch das Abbild der Samurai und der damals tätigen Klans keineswegs unumstritten. So waren viele davon nicht die Edelmänner wie sie „Like A Dragon: Ishin!“ darstellt, sondern einfach nur brutale Mörder. Auch der Samurai selbst ist als Vorzeige-Figur so mancher japanischer Nationalisten heutzutage eher ein Problem. Daher schadet es vielleicht nicht, wenn man sich damit etwas näher beschäftigt und die Figuren leicht kritisch beäugt.

Davon abgesehen, konnte mich „Like A Dragon: Ishin!“ aber wirklich begeistern. Über einige altbackene Sachen – gerade bei dem Kampfsystem oder den Ladezeiten bei Betreten von Gebäuden – kann ich als langjähriger Fan der Reihe hinwegsehen, so kennt man die Spiele eben. Dennoch hätte ich mir gerade bei den Nebenmissionen ein bißchen mehr Abwechslung und Modernisierung gewünscht, das hier ist doch alles recht kampfintensiv und einfach gehalten. Dafür sind viele der anderen Nebenbeschäftigungen wieder wunderbar dafür geeignet, Zeit im Spiel zu verbringen. Kochen, Tanzen, Holz hacken oder mit der Geisha Sake trinken…hier zeigt „Like A Dragon: Ishin!“ deutlich die Stärken der Reihe und zwar mit den vielen liebevollen Details.  Letztlich überzeugt man aber auch wieder mit der schön geschriebenen Geschichte. Die hat zwar ein paar Logiklöcher – manchmal hielt ich gerade die Leute der Shinsengumi für echte Nullchecker – aber dafür gibt es wieder viele Wendungen, Drama und Emotionen. 

Hobby-Samurai und die, die es werden wollen, greifen also ohne Bedenken zu!

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Christian Suessmeier
Über Christian Suessmeier 3855 Artikel
Nachdem ich schon in jungen Jahren Prinzessinnen aus den Klauen bösartiger Reptilien rettete und mich mit einem kleinen Raumschiff durch das Weltall ballerte, ließ mich die Faszination Videospiele nicht mehr los. Besonders japanische Spiele haben es mir angetan, außerdem war ich auch immer ein großer Fan von spezielleren Konsolen wie dem Sega Saturn. Ein Herz für Außenseiter quasi! In Sachen Spielen verehre ich die "Yakuza"-Reihe, mag filmische Abenteuer wie "The Last of Us" und absolviere gerne mal eine Partie "PES" zwischendurch. Ansonsten schlägt mein Herz aber auch für den japanischen Film, Regisseure wie Shion Sono, Shinya Tsukamoto oder Takeshi Kitano sind einfach Gold wert. Weiterhin investiere ich meine Zeit aber auch gerne in Comics und dem kreativen Arbeiten(Schreiben, Zeichnen...).

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