Wegweiser GTA
Als man im Jahr 1997 „Grand Theft Auto“ zum ersten Mal spielte, ahnte man nicht wie bedeutend die Reihe einmal für die Welt der Videospiele sein wird. Aus der Vogelperspektive verfolgte man die kriminellen Machenschaften der Hauptfigur, verbrachte aber eigentlich die meiste Zeit damit irgendwelchen Unsinn zu machen und Chaos zu stiften.
Der dritte Teil griff dann genau diese Mechanismen erneut auf. Zwar verfolgte man natürlich die Story rund um Gangster Claude, aber im Grunde war der Titel eine einzige Spielwiese für allerlei Blödeleien. Und das eben erstmals in einer offenen 3D-Spielwelt! Der Open World-Hype war geboren…
Seitdem hat jeder große Publisher mindestens ein Spiel mit großer, begehbarer Welt in petto und auch Rockstar Games versucht mit jedem seiner AAA-Titel das Genre erneut zu revolutionieren. Sei es mit kinoreifer Inszenierung wie in „GTA V“ oder vielen realistischen Ansätzen wie in „Red Dead Redemption 2“.
Doch gerade „GTA III“, „Vice City“ und „San Andreas“ haben bei den meisten Spieler*innen einen besonderen Platz im Herzen und somit wäre doch eine Kollektion dieser Titel das Nonplusultra, oder? Das dachten sich auch Rockstar Games und bescherten der Spielerschaft im November genau diese Trilogie. Hätte man es lieber mal gelassen…
Gangster-Balladen
Aufgrund des Stellenwerts und des Alters der Originale werde ich in dieser Review nicht mehr auf Story-Details eingehen. In allen drei Spielen verfolgt ihr das Leben eines Kleinkriminellen, der mal auf Rache aus ist, mal sein eigenes Drogenimperium aufbauen will. Dabei verbringt ihr vor allem in „GTA III“ und „Vice City“ die meiste Zeit mit dem Fahren von A nach B, worauf eine Schießerei oder eine Verfolgungssequenz folgt. Auch das Bewegungsrepertoire eurer Figur ist recht eingeschränkt, von anfangs abgesperrten Gebieten mal ganz zu schweigen. Immerhin habt ihr in beiden Teilen ein Versteck, in dem ihr euch – zumindest in „Vice City“ – entsprechend der Aufträge kleiden könnt.
Lediglich „Grand Theft Auto San Andreas“ deutet hier die Tiefe späterer Spiele an. Neben einer wesentlich mobileren Spielfigur, dank Klettern und Ducken, habt ihr hier auch unterschiedliche Charakterwerte zur Verfügung. Benutzt ihr fleißig euer Rad, steigen auch eure Fertigkeiten damit an. Esst ihr zu viel, wird Carl dick und bei seinen Bewegungen eingeschränkt. Ein Prinzip, das Rockstar Games in „Red Dead Redemption 2“ auf die Spitze und auch den ein oder anderen Spieler zur Weissglut gebracht hat…aber das ist eine andere Geschichte!
Neben den Storymissionen, die sowohl musikalisch wie auch visuell immer sehr filmreif inszeniert sind, sorgen auch Nebenmissionen und Nebenbeschäftigungen für einiges an Zeitvertreib, werden aber auch erst ab „San Andreas“ auf einem bedeutenden Niveau eingesetzt.
Das große ABER!
Die Bedeutung von „Grand Theft Auto“ ist unbestritten und sicherlich sind die hier vertretenen Spiele für viele der Inbegriff für unterhaltsame Videospiele, aber wie Rockstar Games hier mit diesem Erbe umgeht, ist eine einzige Frechheit. Die spielerischen Schwächen mal außen vorgelassen – die haben ältere Titel einfach – muss man hier vor allem die Technik bemängeln. Die Kollektion als „The Definitive Edition“ zu vermarkten ist eine einzige Frechheit.
Doch wo fängt man hier an? Zwar hat man einige Steuerungselemente etwas modernisiert, so zum Beispiel das Zielen bei Schießereien, sonderlich rund fühlt sich das aber trotzdem nicht an. Die Bildwiederholungsrate ist auf der Switch eine einzige Frechheit, egal ob am TV oder im Handheld-Modus. Hier ruckelt nicht nur das Ingame-Bild, schon das Intro läuft nur stotternd ab und sollte schon stutzig machen. Sitzt man dann mal im Auto muss man sich doppelt konzentrieren. Zum einen darauf, dass man mit dieser schwammigen Steuerung überhaupt auf der Straße bleibt, zum anderen dass man nicht gleich kotzt aufgrund der ganzen Ruckelei und Zuckelei.
Als wäre das nicht schon genug, leidet die Spielesammlung unter unzähligen Bugs. Mal laufen alle Bewohner*innen nur im Strand-Outfit herum, dann verschwinden plötzlich alle Autos von der Straße. Hier bleibt man mal mit der Figur hängen, da sind die Untertitel zwei Sätze zu spät dran. Es ist ein Trauerspiel!
FAZIT: Eigentlich unspielbar und unfassbar frech
Was sich Rockstar Games mit „GTA: The Trilogy – The Definitive Edition“ gedacht haben, kann man nur erahnen. Wollte man im Weihnachtsgeschäft nochmal mit einem Spiel vertreten sein und damit noch ein bißchen Asche machen? Letztlich kann man von einem Kauf der Kollektion nur abraten. Nicht mal mit einem nostalgischen Blick kann man diese Spiele heutzutage und vor allem in dieser Switch-Version spielen.
Dabei wäre es doch so cool gewesen, „Vice City“ in mobiler Version gemütlich auf der Couch bei diesem nasskalten Wetter zu genießen…und in guten Momenten blitzt die Genialität der Spiele auch wieder auf. Wenn mal keine Ruckler zu sehen sind und eine coole Zwischensequenz samt passender Musikuntermalung läuft, zeigt das die Genialität der Reihe. Aber leider verdirbt der fehlerhafte Rest der Spiele den Spaß daran komplett. Lasst lieber die Finger davon und spart euch das Geld! Kauft euch davon lieber einen Titel, der mit Liebe und Hingabe entwickelt worden ist und nicht so einen Schrott-Port.
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